Dr. Christian Scheytt kümmert sich in unserer Praxis um die Zahngesundheit der Ulmer und ist außerdem Mannschaftszahnarzt der Bundesliga-Basketballer von ratiopharm Ulm. Zum Tag des Schlafes erklärt er, wie nächtliches Zähneknirschen die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann.

Woran erkennen Sie, ob jemand knirscht?

Dr. Christian Scheytt Jeder von uns knirscht hin und wieder mit den Zähnen. Gefährlich wird es dann, wenn das Knirschen extreme Ausmaße annimmt und Spuren an den Zähnen hinterlässt. In der Medizin sprechen wir dann vom Bruxismus, also dem unbewussten Zähneknirschen. Durch das ständige Aufeinanderpressen bilden sich Knirschfacetten, also abgeschliffene Stellen auf den Zahnoberflächen. Knirscher leiden aber auch häufig an starken Verspannungen in der Kaumuskulatur, die wir bei einer Funktionsanalyse ertasten. Wenn das Kiefergelenk knackt oder unnatürliche Geräusche macht, ist das ebenfalls ein Hinweis auf nächtliches Zähneknirschen.

Warum knirschen Menschen überhaupt mit den Zähnen?

Christian Scheytt Das ist in vielen Fällen Kopfsache. Knirscher nehmen die Alltagsprobleme mit ins Bett und bauen den Stress dann im Schlaf ab. Es kommt aber auch vor, dass Patienten mit dem Knirschen unbewusst Fehlkontakte im Gebiss regelrecht wegmahlen möchten. In diesem Fall passen die Zähne im Ober- und Unterkiefer nicht mehr perfekt aufeinander. Dafür kann schon eine schlecht sitzende Füllung oder eine Zahnlücke verantwortlich sein. Das führt zu einer unnatürlichen Abnutzung der Zähne.

Dauerhaftes Knirschen kann die Karriere gefährden

Gehören auch Hochleistungssportler zu der Risikogruppe?

Dr. Christian Scheytt Selbstverständlich knirschen auch Sportler mit den Zähnen. Hier ist der Faktor Stress natürlich noch einmal ganz anders zu bewerten. Besonders Hochleistungssportler stehen häufig unter einem enormen Leistungsdruck. Wettkämpfe, Trainingsleistungen und der Konkurrenzkampf – das müssen die jungen Menschen erst einmal verarbeiten. Häufig ist im Alltag kein Platz für Schwäche, deswegen verarbeiten sie das in der Nacht. Das sehen wir dann häufig an den Zähnen.

Wie kann das Knirschen die Leistungsfähigkeit beeinträchtigen?

Dr. Christian Scheytt Beim Knirschen steht die Kaumuskulatur unter Dauerspannung. Das führt zu einer Zunahme der Kaumuskulatur und teils extremen Verspannungen, die sich vom Kiefer über die Schläfen, den Hals und Nacken bis in die Rückenmuskulatur ziehen können. Knirscher leiden oft auch unter Migräne, vor allem der einseitigen Variante. Hinzu kommt, dass Knirschen zu Fehlfunktionen im Kiefergelenk führen kann. Patienten haben oft Schwierigkeiten, den Mund richtig zu öffnen. In diesem Fall sprechen wir von der craniomandibulären Dysfunktion (CMD). Für den normalen Patienten ist das bereits sehr unangenehm, einem Sportler können diese extremen Verspannungen sogar die Karriere kosten.

Wie helfen die Zahnärzte im Wengentor Knirschern?

Dr. Christian Scheytt Zunächst müssen wir feststellen, ob die Zähne bereits unter dem Knirschen gelitten haben oder Verspannungen vorhanden sind. Ist das der Fall, stehen uns verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Wir können mögliche Unebenheiten im Gebiss beseitigen, um eine richtige Bisslage herzustellen. Gegen die Verspannungen hilft eine Knirscherschiene sehr zuverlässig. Und wenn notwendig, können wir auch die gesamten Kieferkoordinaten vermessen und so der Ursache auf die Spur kommen. Bei der Behandlung von Extrem-Knirschern arbeiten wir häufig mit Physiotherapeuten zusammen, die mit einer manuellen Therapie für die nötige Muskelentspannung sorgen. Wichtig ist, langfristig einen ausgewogenen und entspannten Zustand zu erreichen. Dann hört auch das nächtliche Knirschen auf!

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